Chronik

Chronik

 

Die Chronik unseres Vereins wäre unvollständig, wenn sie mit der Gründungsversammlung am 21. 12. 1976 beginnen würde. Schon lange vor diesem Datum wurde in Anzing Theater gespielt. An Stücke wie „Das Findelkind“ und „Lumpazi Vagabundus“, die in den 30er Jahren im Neuwirtssaal aufgeführt wurde, können sich ältere Anzinger durchaus noch erinnern. Nach dem Krieg verlegte man die Bühne in den Finauersaal. Der Burschenverein und danach der Sportverein hielten den alten Brauch hoch. Besondere Verdienste um das bayerische Mundarttheater hat sich in diesen Jahren ein Mann erworben, der noch heute, viele Jahre nach seinem Tod, den Anzingern ein Begriff ist, der Böhm Max. Er war die treibende Kraft, war Regisseur, Bühnenbauer, Spieler, Maskenbildner und Verfasser zahlreicher Verse in einer Person. Was er für die Erhaltung bayerischen Sprach- und Kulturgutes in Anzing geleistet hat, soll unserem jungen Verein Ansporn und Verpflichtung für die Zukunft sein.

1956 wurde noch einmal die Bühne für das Stück „Die zwei Schwerhörigen“ hergerichtet, dann rührte sich lange Zeit nichts mehr mit bayerischer Volksspielkunst in Anzing.

Bis das Jahr 1975 kam. Aber da möchte ich unsere Vereinschronik, die bereits drei stattliche Bände mit einigen hundert Bildern umfasst, selbst zu Wort kommen lassen: „vielleicht war die Zeit reif, dass bei uns in Anzing vereinzelt d´Red war:“Mia kannddn doch s´Theaterspuin probieren! No ja g´red is vui worn, dageg´n do wene. Doch s´Reden hot gelangt, um de oane oder den andern wach z´rüttln. Ja und de oane war´s dann a, der se do mehra denkt hot, de Rosmarie Finauer, beim „Selmer“ hoaßt´s Haus … Fast in geheimer Mission ham se de zama do, allen voran die Rosi Finauer mit de Kramer Bärbel. De zwoa ham hi und her überlegt, was is zum doa? Wo kannt ma spuin? Wiavui Zeit brauch ma? De waar no recht, und ob der a mitmacht?…:“So is ois oganga. Die Idee ging von vier Frauen aus: Rosmarie Finauer, Rosmarie Baumann, Bärbl Haimmerer und Christl Niederreiter. Sie ergriffen die Initiative, suchten ein ganz reizendes Theaterstück aus und begeisterten dafür schließlich auch noch die dringend erforderlichen Männer.

Der Premierenvorhang ging am 20 .11. 1976 um 20:00 Uhr auf. Gespielt wurde „No amoi a Lausbua sei“ von Franz Schaurer, der sich künftig als Lieblingsautor der Anzinger erweisen sollte. Drei Aufführungen waren vorgesehen, eine vierte musste wegen des großen Erfolges kurzfristig angesetzt werden. Die Ebersberger Zeitung schrieb damals: „Die Anzinger Theaterspieler verfügen über ein beachtliches Können. Erstaunlich, was Rosmarie Finauer in verhältnismäßig kurzer Zeit auf die Bühne gestellt hat. Die begeisterten Zuschauer waren sich einig, dass diese Theatergruppe eine große Bereicherung für Anzing darstellt.“ Ansporn und ermutigt von soviel Lob waren sich die Mitwirkenden einig, auf alle Fälle weiterzumachen.

Die Schaffung besserer organisatorischer Voraussetzungen und auch steuerliche Überlegungen waren die Gründe, dass man zügig an die Gründung eines Vereins gehen wollte. Kurz vor Weihnachten am 21. 12. 1976 war es dann soweit.

„In der Absicht einen Theaterverein zu gründen, haben sich heute um 20.00 Uhr beim Hartl Franz folgende Damen und Herren zusammengefunden ….“, so ist der Gründungstag im Gründungsprotokoll festgehalten.

Die Satzung wird von der Gründungsversammlung einstimmig angenommen. In § 1 heißt es da: „Der Verein führt den Namen Anzinger Laienspielgruppe“ und in §2 ist festgelegt: „Zweck des Vereins ist es, das Laientheater zu pflegen und mit entsprechenden Theaterstücken an die Öffentlichkeit zu treten.“

Schon am 13. Januar des folgenden Jahres wird dem Theaterverein die Gemeinnützigkeit im Sinne der Heimatpflege und Volksbildung zuerkannt und wieder ein Jahr später am 4. Januar 1978 wird die Tätigkeit des Vereins von der Regierung v. Oberbayern als besonders förderungswürdig im Sinne der Brauchtumspflege bestätigt und von der Vergnügungssteuer freigestellt.

Am 20. 11. 1978 wird die Anzinger Laienspielgruppe in das Vereinsregister beim Amtsgericht Ebersberg unter der Nr. 232 eingetragen, Der Anzinger Theaterverein, wie unsere Truppe nun offiziell heißt, ist Mitglied im Volksspielkunstverband Bayern und im Bayer. Landesherren für Heimatpflege.

Von 13 Gründungsmitgliedern hat sich der Verein auf heute 45 aktive Mitglieder entwickelt.

Mit einem Zitat aus einem ganzseitigen Pressebericht über unseren Theaterverein sei es erlaubt, die Entstehungsgeschichte unseres Vereins abzuschließen. Die Süddeutsche Zeitung vom 29. 12. 1982 schreibt unter andrem: „Mit viel Idealismus und großem Engagement gingen sie ans Werk. Jeder half mit, wo es notwendig war. Und so wuchs in verhältnismäßig kurzer Zeit in Anzing eine Truppe zusammen, die sich mit ihren hervorragenden Leistungen viele Freunde erworben hat. Die Anzinger Laienspielgruppe ist so zu einem wichtigen Bestandteil im kulturellen Leben des Ortes geworden, aus dem sie kaum mehr wegzudenken ist.“

Mögen sich die Vorhänge im Pfarrheim aus Spaß an der Freud für uns und unser verehrtes Publikum noch oft und auf lange Zeit öffnen.

Richard Hollerith

Theaterverein Anzing_Gründung